Die Österreichische Post

Dieser laaaaange Beitrag handelt eigentlich nur von einem Postwurf. Aber wer bis zum Schluss durchhält, darf sich ein Video von einem Pferd anschauen, das Blockflöte spielt.

Erster Akt - die Postfiliale 1

Selbstverständlich sind wir bereit, die Flugblätter in 100er Stapel aufzuteilen und zu bündeln. Bereits vor Jahren haben wir gelernt, dass sich der Postwurf sonst nicht verschicken lässt. Wir nehmen dieses ungeschriebene Naturgesetz zur Kenntnis und bündeln die Lieferung von Flyeralarm.

Die Postfiliale in Pfunds ist bereits seit Jahren geschlossen. Als verständnisvolle Einwohner verstehen wir, dass es schierer Luxus wäre, eine Postfiliale für 2.500 Personen offen zu halten. Wir sehen es daher als Privileg, die 1.000 gefalteten Din-A5 Zettel mit dem Auto nach Prutz zu fahren, um sie von dort in ganz Pfunds und Spiss austeilen zu lassen.  Die läppischen 32 Kilometer, die wir dafür auf unser Auto rollen sehen wir als patriotische Pflicht, um der Österreichischen Post den Gewinn zu maximieren.

Nach 15 Minuten Autofahrt parken wir und betreten die heimelige Atmosphäre der Postfiliale. Längst ist die Post keine einfache Briefannahmestelle mehr. Dem Kunden offenbart sich ein kleines Einkaufszentrum. Neben TV-Angeboten und Internet-Anschlüssen kann man außerdem die neuesten Filme auf DVD erwerben oder noch schnell einen neuen Bausparer abschließen. Ein böser Mensch könnte fast das Gefühl haben, das Kerngeschäft der Österreichischen Post sei gar nicht mehr der Versand von Briefen und Paketen. 

Schnell kommen wir am Schalter an und heben voller Stolz unseren gebündelten Postwurf auf die Theke, was aber beim bemühten Postangestellten nur ein Stirnrunzeln auslöst. "Wir können Postwurfsendungen nur noch mit ausgefüllten Paketmanager-Daten entgegen nehmen", informiert uns der Mitarbeiter. Dass wir das nicht wissen können, nützt uns reichlich wenig. "Vier Personen haben das Formular heute schon richtig mitgebracht", lässt der junge Herr uns noch wissen. Das bringt uns zwar auch nicht weiter, lässt uns aber erahnen, dass da heute nichts mehr zu machen ist, denn direkt vor Ort gibt es keine Möglichkeit, dieses Formular noch auszufüllen. 

Zumindest die 120 mitgebrachten Briefe dürfen wir versenden, aber natürlich nur, nachdem wir sie persönlich zwischen Hansi Hinterseer CDs und dem Kochbuch "Die besten Kochrezepte" selbst gestempelt haben. Da hat man als Kunde wenigstens noch das Gefühl mittendrin, statt nur dabei zu sein.

Zweiter Akt - der Versandmanager

Der Postwurf muss heute noch raus. Immerhin haben wir bereits einen Tag am Postamt in Prutz liegen lassen. Also schnell ab ins Internet und den Versandmanager ausfüllen. So schwer kann das nicht sein, immerhin ist man ja in der Medienbranche tätig und hat ähnliche Dinge schon selbst programmiert. 

Doch schon bei der ersten Frage scheidet jeder aus, der nicht das doppelte Briefträgerexamen bei Humboldt gemacht hat. 

Wir müssen aus folgenden Produkten wählen:  Info.Mail, Info.Post Classic, Info.Post Collect, Info.Post Express, Info.Post Express Parte und Info.Post Gemeinde. 

Und auch bei der zweiten Frage teilt sich die Spreu vom Weizen. Nur der innerste Zirkel von eingefleischten Postwurfaufgebern dürfte wissen, ob er einen CSV-Streuplan, einen IPP-Streuplan oder einen Geomarketing-Streuplan braucht. Im dritten Anlauf finden wir die richtige Einstellung und müssen nun das genaue Täterprofil der Postwurfsendung eingeben. Sowohl Länge, Höhe, Dicke & Gewicht müssen angegeben werden. Alles Werte, die ein Großteil der Österreicher nicht einmal vom Ehepartner, geschweige denn von seinem Postwurf kennt. 

Nachdem alles ausgefüllt ist, macht zum ersten Mal die Post etwas für uns, denn sie erstellt uns die fertigen Formulare. Nicht weniger als 15 Zettel müssen wir über unseren Tintenstrahldrucker ausdrucken. Für jeden, bei dem kein Tintenfisch im Drucker wohnt, ein teures Vergnügen*. Aber was solls? Wir sind zuversichtlich: jetzt wird es klappen. 

* Wir haben es probiert, aber der Tintenfisch war echt nicht glücklich.

Dritter Akt - der Postpartner

Auf der Webseite der Post finden wir einen Postpartner, der in der Nähe liegt. Wir haben dazu gelernt und informieren uns, ob man bei diesem Postpartner einen Info.Mail Classic-Postwurf aufgeben kann. Die Informationen sind eindeutig: man kann! Sogar der Versandmanager listet den Postpartner. Ach was sind wir glücklich!

Ach was waren wir einfältig. Wir stehen bei dem  Postpartner in Innsbruck und wollen unsere Info.Post Classic aufgeben. Nun ist aber das Geschäftslokal dieser Postannahmestelle kaum größer als unser Karton mit der Postwurfsendung. Ein bemühter Mitarbeiter erklärt uns, dass ihm für diese Art der Postaussendung schlicht der Platz fehlt. Zumindest sei er der einzige Postpartner weit und breit, der so klein sei, versichert er uns. Also kein Problem, denn ganz in der Nähe gibt es eine Postfiliale, die uns sicher weiterhelfen kann. 

Vierter Akt - die Postfiliale 2

Was kann jetzt noch schiefgehen? Die Postwurfsendung ist gebündelt, die Formulare sind ausgefüllt und die Postfiliale macht einen guten Eindruck. Die Mitarbeiterin empfängt uns mit beschwingt fröhlicher Art und beginnt damit, das Mailing für den Versand vorzubereiten. 

Es braucht ein sehr ausgeglichenes Gemüt, um nach dieser Odyssee auf "Da fehlt aber noch der Aufdruck 'zugestellt durch post.at'" gelassen zu reagieren. Wir sind vorbereitet, denn wir hatten vorher auf der Webseite nachgeschaut und sogar beim Kundensupport angerufen. Fazit: Der Aufdruck ist erwünscht, aber nicht Pflicht. Wir sind also im Recht und das lassen wir die Postmitarbeiterin  mit juristischer Präzision wissen. Sie lenkt tatsächlich ein: "Ja, Sie müssen das nicht da drauf schreiben, aber wir sehen das schon gerne". Wir lassen diese sinnlose rhetorische Windbäckerei in der Luft hängen und legen der Postmitarbeiterin unsere Versand-Manager-Formulare vor. 

"So geht das aber nicht. Da steht ja die falsche Aufgabefiliale drauf. Das ist ein Postpartner in der Technikerstraße, so kann ich das nicht verschicken." Wir überlegen kurz, mit den soeben obsolet gewordenen Aussendungen ein kleines Lagerfeuer in der Postfiliale zu entzünden, als die Mitarbeiterin mit einer nicht unwichtigen Information herausrückt und einen Zettel hervorholt: "Füllen Sie ein neues Formular aus, dann kann das heute noch raus." Auf unsere Frage, ob das auch in der ersten Filiale möglich gewesen wäre, antwortet sie lapidar: "Ja, eigentlich schon, aber kann schon sein, dass das am Land ein bisserl anders läuft." 

10 Minuten später und 120 Euro ärmer geht der Postwurf an die Pfundser Bevölkerung endlich ins Eigentum der Österreichischen Post über. Der kleine Mangel, dass die Sendung an Spiss nicht ausgeteilt werden kann, weil wir einen Karton zu wenig dabei hatten, ist schon fast nicht mehr erwähnenswert. Was waren wir auch blöd zu glauben, dass es bei der Post sowas wie einen Versandkarton gibt. Wir entschuldigen uns bei allen Mangott und Jäger. 

Als wir nach draußen treten wollen ruft uns die Mitarbeiterin noch nach: "Sie wissen aber schon, dass die Post 7 Tage brauchen darf bis der Postwurf zugestellt wird?" Das Fest ist in 6 Tagen. 

Fazit

Liebe Gemeindebürger von Pfunds und Spiss! 

Ihr seid uns wichtig. Ihr seid uns sogar sehr wichtig. Gerne informieren wir euch auch in Zukunft über alle Veranstaltungen der Musikkapelle Pfunds. Wir bitten euch aber um Verständnis, dass wir aufgrund der oben geschilderten Odyssee in Zukunft andere Informationskanäle bemühen werden. In erster Linie werden wir über die Webseite, Facebook und die Dorfzeitung informieren. Und wenn euch diesmal der Postwurf nach der Pavilloneröffnung oder gar nicht erreicht: Nicht böse sein, wir haben es versucht, von ganzem Herzen. Ehrenwort. 

Ach ja - Trommelwirbel - es folgt der Postwurf: 


Und jetzt noch zum musikalischen Teil: 

Tischdeckemitflair blumenwieseinseoland
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